Die Fähigkeit der Menschen Teil 2

Die Fähigkeit der Menschen

Teil 2

Als wir hielten, dachte ich, dass endlich jemand für uns schauen würde und vor allem, dass jemand sich das verletzte Pferd anschauen kam. Doch stattessen wurden nur noch mehr Pferde, quasi, hereingeprügelt. Bei einer Vollbremse auf der Strasse wegen einer Katze passierte es: Ein Pferd im Hänger erschrak und stolperte, versuchte sich aufzufangen und stand dabei auf das verletzte Pferd am Boden. Nun blutete die Wunde sehr stark. Das Pferd litt stundenlang schrecklich, bis es dann endlich starb. Sein Körper begann fürchterlich zu stinken. Der Wagen stoppte ein 4. mal. Dieses Mal war es ein längerer Stopp. Denn beide Männer stiegen aus. Der einte lief auf einen anderen dickeren Mann zu, auf den er einredete. Der andere gemühte sich endlich zu unserem Wohl zu schauen. Nun so dachte ich jedenfalls. Er trat vor den Transporter, machte sie auf und kam mit einer Art Sack herein. Er hielt ein Messer in der Hand. Ohne Vorwarnung, schnitt er dem toten Pferd am Boden plötzlich mit einem Mal den Kopf ab und versuchte, die Fleischresten zu bergen. Ich glaubte nicht richtig gesehen zu haben, warum machte er das vor allen anderen? Hatte er kein Scham? Und würde das mit uns allen geschehen?! Der zweite Mann kam mit diesem Mann, den er geredet hatte vor den Anhänger und präsentierte uns, als ob wir irgendwelche Handelsstücke wären und gar keine lebenden Tiere. Bei einem Pferd machte er das Maul auf, damit der dicke Mann hineinschauen konnte. Bei einem anderen hob er das Huf, so, dass das Pferd fast umfiel. Und bei mir schaute sich der dicke Mann selbst mein Maul an und die Hufe und das Aussehen. Schliesslich nickte er und gab dem griesgrämigen Mann ein paar Geldscheine. Es waren so wenig, sind Pferde nicht mehr wert? Egal! Sie machten sich wahrscheinlich, weil sie sich gut kannten, ein Sonderangebot. Wurde ich jetzt, da ich ja verkauft war, besser behandelt? Kriege ich endlich was zu trinken und zu essen? Sorgte man sich endlich um mich? Diese Fragen gingen mir alle durch den Kopf, als der dicke Mann mich an einem Halfter, das ziemlich schmerzhaft war, zu einer Weide zog. Es waren bestimmt 50 Pferde auf dieser Weide. Voller Tatendrang lief ich ihm hinterher, doch ich übersah, einen fast durchsichtigen Draht am Boden. Ich lief dagegen und stolperte fast, der Draht schnitt mir in die Fesseln und es blutete ein wenig. Doch den dicken Mann schien es nicht zu kümmern. Ziel sicher schritt er zu einer kleinen Pferdegruppe und lies mich dort allein. Die Stimmung schien noch bedrückter als vorhin. Kein Jungtier spielte. Alle schienen kraftlos und standen nur gelangweilt da und liessen die Köpfe hängen. Und bald merkte ich auch wieso: Das Heu war eingefroren, der Boden war steinhart und kein einziges Fohlen war auf der Weide. Weil es einfach zu kalt war. Es gab viele trächtige Stuten, Pferde mit Verletzungen und so weiter. Es dauerte nicht lange und ich fror auch. Sehnsüchtig wartete ich auf jemanden der kommen sollte, um nach uns zu sehen. Doch es kam niemand. Die Pferde waren in einem schrecklichen Zustand.

 

Zwei Wochen später…    Fortsetzung folgt

Teilen

Kommentare

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Kommentar-Regeln und Hilfe zu Kommentaren.

* Diese Felder sind erforderlich