Die Fähigkeit der Menschen Teil 3

Die Fähigkeit der Menschen

Teil 3

Zwei Wochen später…

 

Minus 30 Grad Celsius. Ich fror erbärmlich. Es gab keinen Witterungsschutz. Da endlich, es kamen Leute! Sie zogen einen Karren mit etwas blutrotem mit sich. Sie kamen zu mir und sagten: «Nummer 458 11 – A.» Anstatt mir zu helfen hielten sie mir etwas sehr Schmerzhaftes an das Fell. Aua! Es war Feuer. Vor Schmerzen bäumte ich mich auf und wieherte angstvoll. Doch sie schlugen mich nur und sagten: «Führ dich nicht so auf, du Gaul!» Sie brannten mir eine Schlachtnummer ein. Sie zerrten mich in einen Transporter und liessen mich dort mit meinen Schmerzen allein. Nach 30 Minuten fahrt kamen wir endlich an. Sie hatten ein Eisen Halfter dabei und zogen mich damit unsanft aus dem Wagen. Ich wollte nicht. Ich hatte Angst. Ich stieg und schlug mir dabei die Beine am Hänger auf. Doch sie schlugen nur erbarmungslos auf mich ein und zerrten mich in einen langen Gang hinein. Sie liessen mich in einem Raum ohne essen, ohne Wasser allein. Und zum ersten Mal wurde mir klar, dass diese Leute, die mich über alles geliebt hatten, einfach so zurückgelassen hatten. Und nur deswegen, weil ich nicht so gut in Turnieren bin?! Nach endlosen Stunden führten sie mich in einen anderen Raum. Er war kleiner, dunkler und ungemütlicher. Der Boden war aus Eisen und die Wände waren verschmutzt mit Blut. Urplötzlich ging die Tür auf und jemand kam herein. Ich hatte nicht mehr die Kraft, um aufzuschauen und ehrlich gesagt war es mir auch egal wer hereinkam. Doch eine vertraute, zärtliche Stimme flüsterte: «Coltan.» Ein warmes Gefühl umschloss mein Herz: «Laura!!» Ich nahm meine letzte Kraft auf, um aufzuschauen. Und was mich sah erschütterte mich: Lauras Wangen waren mit Tränen übersäht. Sie sah plötzlich ganz klein und zerbrechlich aus. Sie rannte zu mir und umarmte mein verschmutztes Fell und meine zerzauste Mähne. Und zum ersten Mal seit langer Zeit, empfand ich das Gefühl von Freude wieder. Jetzt sagte sie mir nicht tschüss, sondern, Lebewohl. Kurz nachdem sie gegangen war, kam eine ganze Gruppe von Männern hinein. Sie hatten ein riesiges Gerät dabei, dass sie mir an den Kopf hielten. Aber ich hatte keine Angst mehr, denn meine Freundin hatte mir etwas geschenkt, dass mir die ganze Zeit über gefehlt hatte: Liebe, Zuneigung, Freundschaft. Und als ich so da war und dachte, sah ich einen Apfel am Boden liegen. Der war von Laura, sie hat mir ihn noch gebracht, mein Apfel, mein Morgenapfel. Plötzlich spürte ich, wie etwas in meinen Kopf eindrang. Dann habe ich mich hingelegt, oder eher, ich bin hingefallen. Danach bekam ich nichts mehr mit. Und jetzt wurde mir leider Gottes klar, dass diese Menschen, die mich über alles liebten, mich einfach so im Stich lassen konnten.

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